Schwimmen mit Herzerkrankung
Schwimmen und Wassergymnastik sind bei vielen Patienten mit Herzerkrankungen beliebte Sportarten. In der Rehabilitation herrscht heutzutage häufig noch Zurückhaltung bei der ärztlichen Erlaubnis für die Therapie im Wasser.
In Abhängigkeit von Schädigung und Einschränkung der Funktionsfähigkeit des Herzens, besteht die Angst, den Patienten durch die Mehrbelastung im Wasser zu stark zu belasten. Ein Grund für diese Zurückhaltung ist die Befürchtung einer pathologischen Volumen- und Druckbelastung während des Aufenthalts im Wasser, die auf der Kenntnis der zentral-hämodynamischen Situation bei Gesunden basiert.
Positive Auswirkungen hat die Auftriebskraft des Wassers vor allem für Übergewichtige. Die Bewegung im Wasser erscheint leichter und macht Spaß. Dies kann bedeutend zu einer langfristigen Therapietreue beitragen. Wer ungern schwimmt oder Angst im Wasser hat, sollte allerdings nicht gedrängt werden.
Kontrovers diskutiert wird der so genannte Tauchreflex, eine Verlangsamung der Herzfrequenz um 10-15 Schläge/Minute beim Aufenthalt im Wasser. Auch das vermehrte Auftreten von Rhythmusstörungen im Vergleich zum Sport außerhalb des Wassers ließ sich nicht belegen. Gesichert ist hingegen eine Blutvolumenverschiebung in Richtung Thorax und Herz. Durch den Druck auf die oberflächlichen Venen, insbesondere die der unteren Extremitäten und des Bauches, resultiert eine Zunahme des zentralen Blutvolumens von bis zu 700 ml; 180 bis 240 ml davon zulasten des Herzens.
Auch bei akuter Verschlechterung der zentral-hämodynamischen Messwerte während des Eintauchens ins Wasser fühlten sich die Patienten überwiegend wohl. Das subjektive Wohlbefinden (z.B. Borg-Skala) ist also nicht hilfreich, um Überlastungen zu vermeiden.
Aktive Wassergymnastik im brusttiefen Wasser kann erlaubt werden, sofern diese Therapie bei aufrechter Körperposition erfolgt und die Eintauchtiefe das untere Brustbeinende nicht übersteigt. Intensive Wassertherapie (z.B. Aqua walking) und moderates Schwimmen (die Belastung beim Schwimmen mit 20-30m/min entspricht einer Fahrradergometerbelastung von 100-170W) scheint nur für Patienten geeignet zu sein, die eine gute Pumpfunktion des Herzens (linksventrikuläre Ejektionsfraktion >50%) in der Routine-Echokardiographie außerhalb des Wassers zeigen.
Da dies aber für die meisten Teilnehmer der ambulanten Herzgruppen zutrifft steht dem Vergnügen im Wasser nichts mehr im Wege, wenn man folgende Punkte beachtet:
- langsam ins Wasser gehen
- Wassertemperatur: 29-33°C
- häufige Pulskontrolle
- Tempo nicht nach subjektivem Empfinden steuern
- Belastung langsam steigern
- gleichmäßig atmen, nicht tauchen - keine Pressatmung
- bei Herzschmerzen (Angina Pectoris) das Wasser verlassen
- nach einer Herz-OP darf man drei Monate nicht schwimmen.
Vgl.: Meyer K, Bücking J: Wassertherapie bei Herzinsuffizienz, Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, Jahrgang 56, Nr. 12 (2005)
Autor: Dipl.-Sportpäd. Gunnar Thome