Rehabilitationsmaßnahmen
Egal, ob jemand eine Bypass-Operation oder eine Ballonaufdehnung hinter sich hat, sich in einem Leben mit chronischer koronarer Herzkrankheit einrichten muss oder einen Herzinfarkt erlebt hat- immer besteht der Wunsch, dass das bisherige Leben trotz des Geschehens wieder so normal wie möglich werden oder bleiben soll. Rehabilitationsmaßnahmen können viel dazu beitragen, diese Hoffnung zu verwirklichen. Nach einer Bypass-Operation wird im Anschluss an die Krankenhausbehandlung ausnahmslos eine Reha empfohlen. Bei allen anderen Menschen mit chronischer koronarer Herzkrankheit oder Herzinfarkt entscheiden die individuellen Bedingungen darüber, ob eine solche Maßnahme für sinnvoll erachtet wird.
Welche Ziele verfolgt die Rehabilitation?
Wer sich auf den Weg zum Arzt macht, hat gewöhnlich ein gesundheitliches Problem, das der Arzt erkennen und behandeln soll. Beide, Arzt und Patient, hoffen auf eine Heilung, doch bei vielen Krankheiten und besonders bei denen, die im Alter gehäuft auftreten, ist das unerreichbar. Ein realistisches Ziel ist vielmehr, dass die Betroffenen mit ihrer Krankheit so zurechtzukommen, dass sie sich wohlfühlen, ihren Alltag und ihr Familienleben ihrer Situation entsprechend gestalten und gegebenenfalls ihre beruflichen Aufgaben weiterhin erfüllen können. Um das zu erreichen, können Rehabilitationsmaßnahmen eine große Hilfe sein.
Mit welchen Mitteln arbeitet die Rehabilitation?
In der Rehabilitation wird eine im besten Sinne 'ganzheitliche' Behandlung angestrebt. Die Teilnehmenden sollen die Zusammenhänge zwischen Krankheitsauslöser und -auswirkungen besser verstehen, damit sie Sinn und Notwendigkeit der Behandlungsmaßnahmen nachvollziehen können und sich danach richten. Ihnen wird Verständnis dafür entgegengebracht, wie die Krankheit Stimmung und Gemüt beeinflusst und was das für Partnerschaft, Familie und gegebenenfalls Berufstätigkeit bedeutet. Sie erfahren, wie sie mit der für sie neuen Situationen umgehen können, und erproben eine zu Teilen andere Lebensführung, als sie sie bisher praktiziert haben. Für das, was krankheitsbedingt nicht mehr möglich ist, werden Alternativen aufgezeigt. Alles in allem orientiert sich die Rehabilitation an dem, was der Einzelne kann, was ihm noch möglich ist. Das wird gestärkt und intensiv genutzt. Der Reha-Teilnehmende bekommt Unterstützung, die dazu neu zu beschreitenden Wege zu finden.
Was gehört dazu?
Vor den Teilnehmenden wird eine breite Palette von Angeboten aufgefächert. Sie bekommen Informationen über die Erkrankung, ihre Ursachen und Folgen, erfahren Wesentliches über die Wirkung ihrer Medikamente. Wer Elemente seiner Behandlung selbst in Händen halten will, beispielsweise regelmäßig den Blutdruck zu messen oder die Blutgerinnung zu bestimmen, lernt diese Techniken und übt sie ein.
Die Bedeutung der Ernährung für die koronare Herzkrankheit wird erläutert. In Kursen gibt es Tipps und Übungen, wie aus der bisher gewohnten eine herzgesunde Kostform werden kann.
Bewegung und Sport spielen in der kardiologischen Rehabilitation eine ganz prominente Rolle. Sie werden je nach individueller Belastbarkeit eingesetzt. Es gibt sowohl leichte physiotherapeutische Übungen als auch gezieltes Ausdauertraining. Schwimmen fällt den meisten leicht. Auf Laufbändern und Standfahrrädern kann die Anstrengung vorsichtig dosiert werden. Was als Spaziergang beginnt, kann zu geführten Wanderungen gesteigert werden. Wer Spiele vorzieht, findet Gleichgesinnte; auf Wettkämpfe, bei denen es um Siegen geht, muss allerdings verzichtet werden.
Es werden Entspannungstechniken eingeübt, die helfen können, mit psychischen Belastungen besser umzugehen.
In geleiteten Gesprächen können Gedanken ausgesprochen werden, die vielen Herzkranken kommen: Worin das bisher gelebte Leben bestand, was noch an Aufgaben und Wünschen offen ist und wie die Zeit, die bleibt, genutzt werden kann. Hier haben auch Sorgen ihren Raum, wie ein sexuelles Leben als Herzkranker gelingen kann.
Es werden die Ansprüche an Krankenkasse und Sozialversicherung bezüglich Hilfe und Unterstützung verdeutlicht.
Wer noch im Berufsleben steht, erfährt, was von betrieblicher Seite zur Wiedereingliederung denkbar ist.
Was sind die Bedingungen?
Die Aufgaben in diesen verschiedenen Bereichen liegen in den Händen von jeweils speziell ausgebildeten Fachleuten. Ärzte decken den medizinischen Bereich ab, Physiotherapeuten und Sportlehrer oder Sporttherapeuten sorgen für Bewegung. Ernährungsberater und Diätassistenten passen den Speiseplan den Erfordernissen von Herzkranken an. Psychologen leiten Gedanken und Gespräche in fruchtbare Bahnen. Sozialarbeiter informieren über die Möglichkeiten aus ihrem Bereich.
Eine Rehabilitationsmaßnahme dauert drei Wochen. Bei Bedarf kann sie um eine Woche verlängert werden.
In dieser Zeit finden die genannten Therapien an fünf bis sechs Tagen der Woche statt. Sie nehmen täglich zwischen vier und sechs Stunden in Anspruch. Die meisten Angebote werden in einer Gruppe absolviert. Um effektiv arbeiten zu können, besteht diese aus höchstens zehn Personen.
Eine Rehabilitationsmaßnahme kann sowohl stationär in einer Klinik oder Kurklinik stattfinden als auch ambulant von zu Hause aus.
Ambulant oder stationär?
Welche Form der Rehabilitation gewählt wird, hängt zunächst einmal von der Verfassung des Betroffenen ab. Schon ein, zwei Wochen nach einer Bypass-Operation kann die Maßnahme beginnen. Dann ist der Betreffende sicherlich in einer stationären Einrichtung besser aufgehoben. Denn für eine ambulante Rehabilitation muss er mobil und belastbar genug sein, um mehrmals in der Woche in die jeweilige Rehabilitationseinrichtung zu kommen.
Die ambulante Rehabilitation kann für jene Personen eine Option sein, für die - aus welchem Grund auch immer - ein stationäres Angebot nicht infrage kommt. Darüber hinaus kann sie das ergänzen und fortführen, was in einer Klinik begonnen wurde.
Und danach?
Für die Zeit nach der Rehabilitationsmaßnahme bekommen die Teilnehmenden Hinweise, wo und wie sie sich Unterstützung holen können, um das Aufgebaute fortzuführen und zu stabilisieren. Beispielsweise erfahren Sie, wie sie die nächstgelegene Herzsportgruppe finden und ob sie sich einer Walkinggruppe anschließen können.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation
von Herz-Kreislauferkrankungen e.V. Phase III (Herzgruppen) -
herzgruppenservice.de